Mit Beginn des Neuen Reiches wurde zum Bau der Königsgräber im Tal der Könige eine spezielle Arbeitersiedlung errichtet. Sie existierte bis zum Ende des Neuen Reichs.
Die Arbeiter waren hoch spezialisiert. Sie waren vom Abbau der Gesteinsblöcke bis zur künstlerischen Gestaltung der Grabmäler mit Reliefs und Bildern für die komplette Fertigstellung der Königsgräber zuständig. Um die reibungslose Arbeit an den für die Jenseitsvorsorge der Pharaonen notwendigen Grabanlagen zu ermöglichen, lieferte der Staat den Arbeitern in regelmäßigen Rhythmen Lebensmittel und Konsumgüterrationen als Lohn. Darüber hinaus war ein Stab staatlicher Bediensteter zur Rundumversorgung der Arbeiter im Einsatz.
In der Praxis versagte die Staatsverwaltung bei der komplizierten Versorgung der Arbeiter öfters ganz oder teilweise. Die Arbeiter stritten dann mit Streiks für ihr Recht.Mit dem Neuen Reich (um 1550–1070 v. Chr.) änderten sich die Bestattungsformen der Könige.
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Die Stollen und Grabkammern wurden von einfachen Arbeitern, die auch den Abraum in Körben forttragen mussten, im Licht schwacher Öllampen in den Fels geschlagen.
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War die erste Kammer im Rohbau fertig, glätteten Steinmetze die Wände.
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Danach verfüllten Gipser noch vorhandene Risse im Felsen.
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Die Stukkateure wiederum präparierten die Wände für
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die Vorzeichner. Diese überzogen den Stuck mit einem Netz von roten Hilfslinien.
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Der Nekropolenschreiber übertrug dann nach diesen Linien und dem Plan des Bauamtes mit schwarzen Linien die Umrisse der Bilder und Hieroglyphen. Die wurden nochmals mit Rot nachkorrigiert.
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Erst danach arbeiteten Steinmetze die Reliefs heraus.
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Maler gaben den Darstellungen nach der Grundierung dann die vorgesehene Farbpracht (Bild
Nicht direkt zur Kolonne zählten noch die Gipsmacher und die Schmiede, die die schnell abstumpfenden Kupfermeißel reparierten.
Die Arbeiter der für den Pharao so wichtigen Projekte wurden nicht drangsaliert. Die Verwaltung akzeptierte beispielsweise eine Reihe von Gründen, um der Arbeit fern zu bleiben. Dazu gehörten Krankheiten, auch von Angehörigen, die Teilnahme an Götteropfern oder Bestattungen und der eigene Geburtstag.
Deir el-Medina und die Baustellen der Königsgräber dokumentieren eindrucksvoll denhohen Grad der Arbeitsteilung und Spezialisierung und die Produktivität und logistische Leistungsfähigkeit der ägyptischen Wirtschaft und Verwaltun. Allerdings deuten Deir el-Medina betreffende Quellen auch auf Probleme hin:
Besonders in Krisenzeiten versagte die Logistik teilweise völlig. Im komplizierten System der Lieferung von den Königsspeichern nach Deir el-Medina „versickerten“ immer wieder Teile von oder ganze Lieferungen. Beamte ließen sich oft zu Unterschlagungen hinreißen. Ausbleibende Lieferungen gefährdeteng aber nicht nur den Betrieb der Baustelle, sondern das Leben der völlig von der Versorgung abhängigen Arbeiter. Bei solchen existenzgefährdenden Problemen, griffen die Arbeiter zu einem den König beunruhigenden, aber im Neuen Reich sehr wirksamen Mittel, dem Streik.
Ein solcher fand im 29. Regierungsjahr RAMSES III. (etwa 1155 v. Chr.) statt und ist auf Tonscherben, sogenannten Ostrakons, belegt